Gründung

Grün­dungs­versammlung 22. März 1948

  Von dem kleinen Gemeinderat wurde der erste Püntenvorstand bestimmt, die Grün­dungs­versammlung fand am Montag, den 22. März 1948 im alkoholfreien Restaurant Wildermuth statt. Karl Stark war der Leiter dieser historischen Versammlung. Der erste Vorstand setzte sich aus folgenden Herren zusammen: Paul Welti, (Gemeindehausangestellter) als Aktuar; Kaiser Gian, Beisitzer; Kluser Ernst, Kassier und Wigger Sigfried als Präsident. Es war nicht leicht, mit leerer Kasse zu starten, doch W. Wildermuth legte mit Fr. 20.-- den verdan­kens­werten Grundstein. Das also war im Jahre 1948! 

  Der Verein war wohl gegründet, aber das Land nicht kultiviert. Es machten sich 30 Pünteler an die Arbeit um auf dem Neuland zu rumoren, zu hegen und zu pflegen. Einige harrten aus, andere verzogen sich nach einem Jahr wieder, aber es wurde gegrübelt noch und noch. Ein­zig in der Landschneise im Wald war Kulturland. Aber das Wild war auch da und setzte dem Gemüse arg zu. Damals gab es noch Rudel von 10 - 15 Rehen. Hinten in der Waldecke hatte ein Stähli Dölf eine Himbeerplan­tage aufgezogen, aber die Rehe frassen ihm immer die jungen Triebe ab.

  Noch eine kleine Reminiszenz. Herr Wildhüter Bosshard aus Werrikon war trotz den Re­kla­mationen wegen der Gemüsefresserei, unserem Verein wohlgesinnt. Herr Bosshard rang der Jagdgesellschaft "Hard" einen schönen Brocken Rehfleisch ab, brachte diesen Willi Wildermuth, der in seiner Küche einen schmackhaften Reh­pfeffer daraus machte, den wir dann an der Generalversammlung frank und frei mit Genuss verzehrten. Leider blieb es wohl für die meisten der ein­zige Frei-Pfeffer.
   Ich habe seit 1943 auf diesem Land gegärtnert, aber nur einmal Mist gekauft. Im unteren Teil musste einfach fruchtbarer Humus herbeigeführt werden. Alle Garten- und Küchenabfälle mussten optimal verwertet werden. Die ersten Jahre konnte man die Kartoffeln kaum es­sen, sie hatten immer einen Moosgeschmack. Das alles än­derte sich mit den Jahren, das Bear­beiten des Bodens zeigte die ersten Früchte und Freuden.

  Es kam der Aufschwung der Industrie, die Gemeinden wuchsen schnell an, in der Nähe wur­den grosse Blocksiedlungen gebaut und immer mehr Familien sehnten sich nach einem Garten in gesunder Luft. Die Nachfrage wurde dann so gross, dass in zwei Etappen das gekaufte Land für die Neugärtner bereit gemacht wurde. Die Stücke pflügten einige Jahre die Bauern, so war es nicht mehr so schlimm, wie bei uns Pionieren. Durch Erstellen der schmuc­ken Häuschen zeigte sich der ehemalige Sumpf immer wohnlicher. In Fronarbeit wurde der grosse Zaun um das Areal erstellt, um das Gross- und Kleinwild abzu­halten. Dies geschah unter der Leitung von Herrn Buser, der mich als Präsident ab­gelöst hatte. Beim Materialschopf war noch die tiefe Unebenheit, ehemalige Sand­wäsche, diese hat man mit Aushubmaterial aufgefüllt. Die Linde auf dem Vorplatz spendete spontan Karl Stark und Karl Giger hat sie hübsch einge­pflanzt. Der vortrefflich gelungene, sogenannte Spitz hatte Werner Schürch gebaut. Er wurde jahrelang von den Frauen Anna Liniger und Rosmarie Spörri angepflanzt und sorgsam gepflegt.

   1955 rauschte ein kantonales Schützenfest über die Bühne, der Scheibenstand musste ver­grössert werden. Zudem musste Wald geschlagen werden. Als Er­satz wurde hinten im Pün­tenland wieder neu aufgeforstet. Der Parkplatz wurde unter Präsident Buser gebaut, die Ahorne setzten und beglichen Hektor Indermühle und Sigfried Wigger. Die er­sten Gar­ten­häuschen wurden um 1948 - 1950 aus Auto­kisten, durch Gian Kaiser gebaut, denn da­mals kamen die Autos aus Uebersee in Kisten nach Europa.

    Mit der gemeinsamen Arbeit stieg auch der gemeinsame Sinn und das Verlangen nach ge­zeigter Zusammengehörigkeit. Die erste Fahne, es war die grösste Schwei­zerfahne in Uster, wurde gespendet von Vereinskollegen auswärts. Vorab Rud. Villing, Hans Schäppi und Hans Maag. Im Garten gedieh auch die Gemütlichkeit und so begannen auch gemein­same Feste.

    Es war schon lange mein Wunsch ein eigenes Klublokal zu bauen, aber wie, wo und mit was. Dazu gab es zum Vornherein einige Gegner. Aber Fritz Held kam mir als guter Zim­mermann zu Hilfe. Er spielte den Architekten und ich holte die Bewilligung beim Liegen­schaftenverwalter Herrn Pfister Heinrich. Dieser deklarierte: Die Stadt habe nichts dagegen, zahle aber auch nichts. Nur der Zement wurde vom Bauamt gratis geliefert.

  Nun wurde wieder die grosse Frondienst-Trommel gerührt, keiner kneifte, mit gutem Willen machten alle mehr oder weniger mit. Es begann mit dem Kelleraushub und es wurde wie wild beto­niert. Später stellte sich heraus, dass der Keller gut ein grösseres Volu­men vertragen hätte. Ne­benbei wurden auch 20 Betonpfähle der Umfassung, mit dem Stadtzement in den Senkel gestellt.

  Von der Firma Lenzlinger hatten Fritz Held und ich an einem eisigkalten Wintertag recht­zeitig Holz geholt, um das Düngermagazin zu ersetzen und dann ging's los an den Stüblibau! Schlimm war, man konnte Fritz nicht einmal ein Bier aus der Kasse offerieren. Viele weitere Helfer halfen mit, das schöne Werk zu gestalten. Natürlich gaben faule Sprüche, ein guter Schluck und gesunder Humor, eine positive Stimu­lans. Und der Präsident war selbstverständlich immer schuld, wenn die Pläne nicht stimmten. Fritz Held baute noch eine schöne Türe ein und das Werk war im Rohbau fertig.

  Das Inventar machte noch Sorge. Aber mit gutem Beispiel voran, spendete Familie Dürst ihren schönen Stubentisch, samt Stühlen. Jassteppiche und Jasswerkzeuge spendete un­genannt, aber die schmucke Wanduhr, deren Zeit viel zu schnell vergeht, kam von Familie Theilkäs. Bodenteppiche wurden von Volketswil geliefert, die Lampen bastelte ich und das Chromstahlbecken schenkte mein Schwiegersohn. Held Fritz besorgte einen Ofen, dieser wurde dann durch meinen Stubenofen ersetzt und er spendet mir nun ein zweitesmal Wärme im Stübli. Nun sind schon so viele und schöne Sachen da, dass es schwer fällt, alle Spenden zu nennen und zu verdanken. 

  Der Name "Püntenstübli" wurde kreiert und Willi Sonderegger offerierte sofort das entsprechende Schild. Paul Blaser machte den ersten Geranten, damit der Betrieb auch anlaufen konnte. Später entpuppte sich dann das Ehepaar Dürst als die geeig­neten Betriebsleiter. Wir bleiben manchmal mit Freude gerne zu lange bei ihnen, Heinrich weiss aber, wie man diskret zum Feierabend läutet. Die "Aufrichte" verlief in Feststimmung und alle werden den fröhlichen Abend nicht mehr vergessen. Im Frühling war noch der Wasseranschluss und -ablauf einzubauen. Franz Sailer besorgte diese Installationen ohne Entgelt. 

  Im 30. Vereinsjahr wurde noch der letzte Schliff im Stübli angebracht. Oskar Patscheider spendete die Schwarten für die Restwand und Fritz Held baute noch zwei elegante Gläser­kästchen. Der neue Vorstand, mit Ueli Theilkäs immer voran, legte sich kräftig in die Rie­men. Den Schopf strich Fridolin Büsser allein, gemeinsam konnten Platten gekauft und ver­legt werden. Eine schöne, lange Granitmauer ist er­stellt und mit Grün bepflanzt worden. 

  Alle diese gemeinsam erbauten Dinge machen das als "Vereinslokal" gedachte, zu dem be­rühmten "Beizli", das Herzenswärme, Zusammengehörigkeit und gemütliche Geborgen­heit ausstrahlt. Zusammen mit der Linde, den Blumen, der neuen Winikerfahne ist das der herrlichste Flecken Erde, wo Gartennachbarlichkeit aufs Beste blühen kann. Schade für diejenigen, die Geselligkeit im Garten nicht so geniessen können. 

  Die Zeit ging mit uns, die Gärten sahen immer gepflegter aus und aus den einfachen Häus­chen wurden wahre Wochenendvillen, was leider bei gewissen Beamten(-in­nen) etwas An­stoss erregte. Als sogar Keller eingebaut wurden, ging diese Kunde bis zum Stadtrat. Aber Herr Flach zeigt auch hier nur Verständnis. 

  Das Gartenvölklein war inzwischen auf etwa 120 Familien angewachsen. Ja, Probleme gab es wie überall auch in unserem Verein. Da waren z.B. die Katzen, so lieb sie sind, sie zerstörten doch einige Freundschaften. Nachdem wegen der Tollwutbekämp­fung keine Füchse mehr da waren, wurden die Eichhörnchen, Hasen und vorab die Mäuse zur richtigen Plage. Deshalb waren einige Katzen nützlich, aber es wurden deren zuviele. 

Eines Tages 1975 war auch die geplante Autobahn 75 m vor unserer Nase ausge­steckt. Das gab natürlich viel zu reden und zu schreiben. Uns würde die direkte Zu­fahrt abge­schnitten und mit der gesunden Luft, sowie der ruhigen Erholung ist es auch aus. An der nächsten GV war dies auch das Hauptthema und eine Eingabe an die Gemeinde wurde be­schlossen. Darin wird eine gute Verbindung während des Baues und nachher gefordert, ebenfalls nützliche Emissionen zum Schutz gegen Staub und Lärm. Allgemein wird die Hoff­nung ausgedrückt, dass uns und den Wini­kerbauern die Landschaft noch lange so erhalten bleibt. 

  Diese Feste und das Püntenstübli haben schon viele schöne Freundschaften ge­schmiedet. Doch an der 29. Generalversammlung habe ich meinen letzten Rücktritt geben können. Ich freue mich nun, dass ich noch ehrenhalber mitmachen kann, je­doch unbelastet die näch­sten Jährchen im vertrauten Garten geniessen kann. Be­sonders freut mich, einen würdigen Nachfolger in Ueli Theilkäs gefunden zu haben, der das Vereinsschiffchen mit Elan weiter steuern wird. 

  Das Werk das wir begonnen; Wildermuth, Giger, Stich, Kluser und Wigger, haben Dut­zende von Gärtnern in den 30 Jahren zu einem blühenden Erholungsraum ge­staltet. Vielen Dank gehört nicht nur meinen Mitarbeitern, sondern all denen, die in den Winikerwiesen versucht haben, etwas Schönes zu formen, sei es mit dem fruchtbaren Garten, dem schmucken Häuschen oder der hilfreichen Kameradschaft.
 

Sigi Wigger